Thomas Dresemann befürwortet die Gründung des Initiativkreises Regiogeld für Bonn
Start einer Initiative für ein Bonner Regiogeld angestrebt
Regiogeld, auch Regionalgeld genannt, ist ein Geld, das – parallel zur gesetzlichen Währung – nur in einer bestimmten Region existiert, mit dem Ziel, Umsätze und Wirtschaft dieser Region zu fördern. Über diese alternative Form des Zahlungsmittels referierte der angehende Medienfachwirt Thomas Dresemann vor zahlreichen InteressentInnen beim Runden Tisch des Vereins Zukunftsfähiges Bonn im März. Er hofft, in Bonn eine Regiogeld-Initiative zu starten.
Barbara Kloep
Zunächst ging Dresemann auf die aktuelle Situation der Regiogeld-Initiativen in Deutschland ein. Solche Initiativen sind zunächst in strukturschwachen, ländlichen Gebieten aufgetaucht. Diese Gebiete verfügen über wenig Industrie und müssen daher viele Produkte anderswo einkaufen. Dadurch fließt immer mehr Geld und Kaufkraft aus den Regionen ab, außerdem kommt es zu Abwanderungen, da die Region nicht genügend Arbeitsplätze bietet. Die Strukturschwäche wird verstärkt. Den betroffenen Regionen kann es nützen, wenn das Geld nicht vollständig „abfließt“, sondern „vor Ort“ bleibt. Der Bäcker in einer bestimmten Gegend, der Regionalgeld einnimmt, sucht sich einen Mehllieferanten, der wiederum das Regionalgeld als Zahlungsmittel akzeptiert. Dieser wiederum kauft sein Getreide bei einem Bauern, der Regiogeld annimmt. In Deutschland gibt es inzwischen 27 aktive Regiogeld-Projekte und weitere 40 in Vorbereitung. Die bekanntesten Regionalwährungen in Bayern sind der Sterntaler und der Chiemgauer, der bereits über drei Millionen Umsatz erzielt hat.
Wie sind der Euro und andere „konventionelle“ Währungen beschaffen? Das Geld ist „frei“: Neues Geld kann gedruckt werden, ohne dass es einen realen Gegenwert gibt. Durch Kredite ist unbegrenzte Geldschöpfung möglich, reguliert durch die Zinspolitik. Negative Folgen sind eine undurchschaubare Finanzpolitik, die Konzentration von Reichtum bei denjenigen, die am Zins verdienen, und vor allem Verschuldung durch Kreditzinsen, die wiederum
zur Folge hat, dass es oft an Mitteln für wichtige Investitionen fehlt.
Was sind nun die Merkmale einer Regionalwährung, und worin bestehen die Unterschiede zum „herkömmlichen“ Geld? Regiogeld existiert zusätzlich zur „normalen“ Währung. Sie ist kein gesetzliches Zahlungsmittel, sondern muss freiwillig angenommen werden. Das Besondere an Regiogeld ist aber, dass es zinslos und umlaufgesichert ist. Kredite werden also ohne Zinsen vergeben. Die Umlaufsicherung, so Dresemann, garantiere, dass das Geld nicht „gehortet“, sondern schnell ausgegeben werde. Das funktioniert wie folgt: Das Geld wird eins zu eins gegen Euro eingetauscht. Nach einer gewissen Zeit aber - beispielsweise nach drei Monaten - verliert es an Wert. Ein 100er-Schein ist dann beispielsweise nur noch 95,50 Euro wert. Um den Wert zu erhalten, muss eine Marke im Wert von 50 Cent gekauft und auf den Schein geklebt werden. Dies ist eine Umlaufsicherungsgebühr - ein „Negativzins“. Es gibt auch andere Formen einer solchen Gebühr – beispielsweise Regiogeld, das nach einer bestimmten Zeit „abläuft“. JedeR ist also interessiert daran, das Geld schnell wieder los zu werden. Dadurch bleibt es im Umlauf, und Umsätze können gesteigert werden. Will man sparen, kann man das Geld bei Banken anlegen, die es als Einlage akzeptieren. Die Bank zahlt dann die anfallende Gebühr.
Das Regiogeld gilt als sozial fördernd, da beim Ein- und Rücktausch eine Gebühr anfällt, die für soziale und andere nachhaltige Projekte verwandt wird. Auch die Umlaufsicherungsgebühr kann solchen Projekten zugute kommen. Die regionalen Finanzkreisläufe, so Dresemann, würden übersichtlicher und transparenter. Man verspricht sich die Förderung von Kooperation und Netzwerken. Durch die Zinslosigkeit wird kein Geld durch Zinsabflüsse entzogen. Kurze Transportwege werden gefördert, wenn Betriebe und VerbraucherInnen in einer Region das Regiogeld akzeptieren, was ökologisch sinnvoll ist. Außerdem kann laut Dresemann durch Regiogeld eine Region eine größere Unabhängigkeit von der globalen Wirtschaft erlangen.Weiterführende Informationen bietet das Buch von Margrit Kennedy: Regionalwährungen.
Wer sich an einer Initiative für ein Regiogeld in Bonn beteiligen möchte, die Dresemann anstoßen will, ist herzlich gebeten, sich an ihn direkt über nc-dresemth@netcologne.de oder an Zukunftsfähiges Bonn zu wenden.